Derzeit sind einige Tümpel entlang des Mittelswegs überraschend kräftig grün gefärbt. Was ist da los?
Einige Zusatzinformationen:
Dieser Tümpel liegt etwas östlich der Möwendüne (im Hintergrund).
Der Boden ist tief schwarz und matschig. Mit einem pH-Wert von 9,4 ist er ungewöhnlich alkalisch. Der Salzgehalt liegt bei 1,6% (Vergleich: Meerwasser enthält rund 3,5% Salz).
Woher kommt die grüne Farbe?
Es leben hier also wohl extrem viele sehr kleine kugelförmige grüne Algen. Sie sind nicht beweglich, sinken aber wohl wegen ihrer geringen Größe (~1 µm) und vielleicht auch wegen einer Schleimkapsel nicht ab. Zwischen ihnen hindurch wuseln grüne Dinoflagellaten (15 µm). Sie haben zwei Flagellen, mit denen sie sich fortbewegen. Sie sind fototaktisch: Geraten sie in Dunkelheit, drehen sie wieder um, um im Licht zu bleiben.



Ein paar Glockentiere gibt es auch noch
Neben den phototrophen Algen leben hier auch noch ein paar Räuber. Hier ist ein Glockentierchen: Ein Einzeller aus der Gruppe der Wimperntierchen, der einen Kranz aus schnell schlagenden Wimpern besitzt. Mit ihnen strudelt er Wasser und darin befindliche Partikel in seine Mundöffnung. Was schmeckt, leitet er in eine Nahrungsvakuole weiter. Die Zelle ist etwa 50 µm lang. Im Bild c ist der Kanal zu erkennen, über den das Glockentierchen die Nahrung aufnimmt.



Was passiert hier?
Bis zum Zeitpunkt der Probennahme hatte es mehrere Monate nicht geregnet. In diesem Tümpel steht normalerweise etwa knapp einen halben Meter mehr Wasser. Das Salzwasser, das den Tümpel bei der letzten Sturmflut gefüllt hatte, ist also noch nicht stark vom Regen verdünnt. Deshalb ist das Wasser jetzt noch brackig. Außerdem scheint der Tümpel wohl recht nährstoffreich zu sein: Der Untergrund und die Ränder sind schwarz und schlickig. Die Schwärze stammt von Eisensulfid. Das entsteht dann, wenn Biomasse ohne Sauerstoff zersetzt wird. Hierbei sind anaerobe, sog. Sulfat-reduzierende Bakterien beteiligt, die die Biomasse nicht, wie wir, mit Sauerstoff, sondern mit Sulfat aus dem Meerwasser umsetzen. Dabei entsteht das Sulfid, das sich mit Eisen aus dem Boden verbindet.
Wie weist man das Sulfid nach? Wenn man dieses schwarze Sediment mit einer Säure versetzt, wird das Sulfid als Schwefelwasserstoff freigesetzt – die Probe stinkt nach faulen Eiern. Tat sie….
Diese Sulfat-reduzierenden Bakterien vertragen keinen Sauerstoff. Hier ist aber wohl so viel Biomasse da, dass der Sauerstoff schlicht nicht ausreicht. Daher dürfte der Tümpel gut gedüngt sein.
Bildquellen
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